Geschichte des Quartiers
Eiszeit
Vor ca. 18’000 Jahren befand sich die Gletscherzunge des Bodensee-Vorlandgletschers in der Region Konstanz/Kreuzlingen
Erste Besiedelungsspuren
Funde am Bodenseeufer auf dem heutigen Gemeindegebiet Kreuzlingen stammen aus der Mittelsteinzeit (9000-5500 v. Chr.). Auf dem Gebiet des Quartiervereins wurden auf dem Gaissberg eisenzeitliche Grabbeigaben (datiert um 700 v. Chr.) gefunden.
Alemannen
Gemäss Ortsnamenskunde dürfte Egelshofen als alemannische Siedlung im späten 7. oder frühen 8. Jahrhundert gegründet worden sein. Davon zeugt auch ein Grabfund im Wald ob Egelshofen: Eine Lanze und ein Schildbuckel, um 700 n. Chr.
1125 wird „Eigolteshoven“ erstmals urkundlich erwähnt.
Schwabenkrieg
1460 eroberten die Eidgenossen den Thurgau. Während des Schwabenkrieges wüteten sie in der Gegend und verbrannten am 6. März 1499 Egelshofen „gar und gentzlich“.
Im 16. Jahrhundert nahm die Bevölkerung markant zu, so dass die Egelshofer den Zuzug vor allem ärmerer Leute durch hohe Gebühren erschwerten.
Dreissigjähriger Krieg
Auch in diesem Krieg blieb Egelshofen nicht verschont. Nach der erfolglosen Belagerung von Konstanz zogen die schwedischen Truppen unter General Horn am 2. Oktober 1633 ab. In der Folge gingen in Egelshofen als Strafe für die «Schwedenfreundlichkeit» einige Häuser in Flammen auf oder wurden ausgeplündert.
Die Kirche Egelshofen
Im Zuge der Rekatholisierung von Konstanz 1548 liessen sich etliche reformierte Konstanzer in dem seit der Reformation evangelischen Egelshofen nieder. Sie mussten aber nach Kurzrickenbach zur Kirche gehen.
Erst nachdem 1712 die Evangelischen auf dem eidgenössischen Territorium das Recht erhielten, eigene Kirchen zu erstellen, konnte 1724 in Unter-Egelshofen eine evangelische Kirche gebaut werden. Am 19. November wurde sie eingeweiht. Auf dieses Datum bezieht sich das Astrogramm auf dem Gemeindeplatz.
Die Siedlung Egelshofen
Die Lebensader war der Dorfbach. Im Unterdorf vereinigt sich der westliche Töbelibach mit dem östlichen Krebsbach (im Oberlauf Gaissbergerbach) und fliesst als Schoderbach (heute weitgehend eingedolt) nach Norden. An den Bächen standen mehrere Sägen und Mühlen (z.B. Bergstrasse 5).
Wirtschaftlich spielte der Weinbau bis Ende des 19. Jahrhunderts eine wichtige Rolle. Die Hänge südlich der Untersee- und der Egelseestrasse waren bis zur heutigen Bahnlinie mit Reben bestockt (vgl. Siegfriedkarte von 1885 weiter unten). Im Jahre 1657 zählte man in Emmishofen, Egelshofen und Kurzrickenbach zusammen 43 Torkelgebäude. Da man von den Reben allein nicht leben konnte, gab es auch zahlreiche Handwerksbetriebe.
Boom im 19. Jahrhundert
Noch 1837 bestand Kreuzlingen, zur Gemeinde Egelshofen gehörig, lediglich aus 13 Häusern, meist Gast- und Schenkhäuser (vgl. Sulzbergerkarte 1837). Egelshofen hingegen zählte 86 Häuser, Remisberg 15, Emmishofen 90 und Kurzrickenbach 91.
Danach, besonders aber ab 1870 setzte vor allem in Kreuzlingen ein regelrechter Boom ein, so dass die Ortsgemeinde Egelshofen 1874 ihren Namen in „Kreuzlingen“ änderte und Gottlieben als Bezirkshauptort ablöste. Fabriken schossen wie Pilze aus dem Boden, in unserem Quartier beispielsweise die Schuhfabrik Rigi (Gebäude der heutigen Rausch AG). Die Weinberge verschwanden, der letzte 1938.
Die Gründe für den Aufschwung sind vielfältig: Verbessertes Strassennetz im Thurgau, Abbruch der Konstanzer Stadtmauer, Eisenbahnbau, freier Personen- und Warenverkehr über die Landesgrenze.
Vor dem ersten Weltkrieg wohnten in Egelshofen-Kreuzlingen und Emmishofen rund 7400 Personen. Der Ausländeranteil betrug mehr als 57 %. Ein grosser Teil der Zuwanderer waren Deutsche, darunter viele Unternehmer, die mit Kapital und Ideen zum Aufschwung beitrugen.
1. Weltkrieg
Der Wirtschaftsboom wurde durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges abrupt gestoppt. Die Grenze wurde geschlossen, ein Grenzzaun errichtet. Projekte für eine gemeinsame Rheinhafen-Anlage und einen internationalen Gemeinschaftsbahnhof wurden auf Eis gelegt. Viele Ausländer kehrten in ihre Heimatländer zurück. Die drei Gemeinden Emmishofen, Egelshofen-Kreuzlingen und Kurzrickenbach mussten sich von Konstanz emanzipieren. Da man nicht mehr in Konstanz einkaufen konnte, wurden an der Hauptstrasse Ladenlokale in die Häuser eingebaut.
Zusammenschluss
Die Zwischenkriegszeit bescherte nochmals einen Aufschwung. Eine Buslinie der Konstanzer Verkehrsbetriebe bediente auch Kreuzlingen. Emmishofen, Egelshofen-Kreuzlingen und Kurzrickenbach wuchsen zusammen.
1927/28 entstand – nicht ohne Nebengeräusche – durch politischen Zusammenschluss dieser Gemeinden die Grossgemeinde Kreuzlingen. Das Klosterwappen wurde zum Gemeindewappen von Kreuzlingen.
So erklärt sich, warum Kreuzlingen kein eigentliches Zentrum hat. In den Quartiervereinen leben die historischen Verhältnisse weiter.
Stadt Kreuzlingen
1947 erreichte Kreuzlingen mit 10‘000 Einwohnern Stadtgrösse.
Ende 2020 lebten in Kreuzlingen 22’375 Personen.
2022: 75-Jahre Stadt Kreuzlingen
Unser Vorstandsmitglied und Lokalhistoriker Georg Strasser hat für die Stadt eine Liste spannender Geschäfte des Gemeinderats 1946 bis 2021 zusammengetragen, hier nachzulesen.
2023, Oktober
Kreuzlingen zählt jetzt 23’000 Einwohner.
Astrogramm Egelshofen 19.11.1724
Sulzbergerkarte 1837: Nur wenige Häuser säumen die Strasse vom Kloster (rot) nach Konstanz (Karte: Amt für Geoinformation Kanton Thurgau)
Siegfriedkarte 1885: Kreuzlingen, ein Rebendorf; der Schoderbach fliesst noch am Kolosseumplatz vorbei durch die Löwen- und Sonnenstrasse (Karte: Bundesamt für Landestopografie)
Bevölkerungsentwicklung von Kreuzlingen (Datenquelle: Bundesamt für Statistik)
Quellen:
- Der Bezirk Kreuzlingen I. Die Stadt Kreuzlingen
Reihe: Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 115. Thurgau VII., ISBN 978-3-906131-90-0
http://www.gsk.ch/de/band-115-thurgau-vii-der-bezirk-kreuzlingen-i-die-stadt-kreuzlingen.html - Kreuzlingen – Kinder, Konsum und Karrieren 1874-2000
Wolfau-Druck, Weinfelden, 2001, 288 Seiten, 233 Bilder, ISBN 3-85809-124-3
Das Buch ist bei der Stadt Kreuzlingen via E-Mail oder im Buchhandel erhältlich.